Günther
Thiersch
09. Juni 1914 - 17. Oktober 1986
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Elternhaus, Familie und Personal; vorn die Kinder Günther und sein Bruder Ulrich,
Neumarkt/Schlesien,
ca. 1920
(Foto: Familienarchiv)
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Portrait Günther Thiersch bei der Arbeit
ca. 1972
Pinneberg
(Foto: privat)
Der künstlerische Werdegang von Günther Thiersch begann keineswegs - wie fast ausschließlich berichtet wird - im Jahre 1963.
Das Werkverzeichnis hat den Titel "Günther Thiersch 1963 - 1983" und ist im A. Beig Verlag im Jahr 1984 zu seinem siebzigsten Geburtstag erschienen. Er hat es "für seine Frau und für seine Tochter" zusammengestellt, aber auch einige Exemplare davon zum Kauf angeboten.
Das Werkzeichnis enthält jene Werke, die Günther Thiersch von der Intention her für gut genug gehalten hat, öffentlich gezeigt zu werden. Darüber hinaus gehende Werke, die bis zum Ende seiner Schaffensperiode Anfang des Jahres1986 entstanden, sind also nicht im Werksverzeichnis enthalten.
In seinem Elternhaus (der Vater war Baumeister/Architekt) wurde schon früh seine künstlerische Begabung erkannt und gefördert.
Er war erst fünfzehn Jahre alt als er in seiner Heimatstadt Aquarelle und Zeichnungen ausstellte. Diese Werke hatten durchaus überwiegend gegenständlichen Charakter, allerdings stets im Umfeld einer harmonischen und formal ausgewogenen Bildgestaltung. Hier wird bereits die erste Säule der Charakteristika aller seine Werke sichtbar.
Nach dem Studium von räumlichem Zeichnen, Werklehre und Kunstgeschichte vervollkommnete er seine Mal- und Zeichentechnik in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Anfang der 60er Jahre entwickelte er seine ersten stilprägenden schöpferischen Gestaltungsformen.
Wenngleich er räumliches Zeichnen gelernt (und als Kunsterzieher auch ausgiebig gelehrt) hatte, wendete er dieses in seinen Werken überhaupt nicht an. Er malte und zeichnete Gegenstände immer in der flächigen neunzig-Grad-Aufsicht. Ihn faszinierten Fläche und Farbe ebenso wie der Raum.
Irgendwann einmal - Mitte der 60er Jahre - fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Wenn er mehrere Flächen hinter einander anordnet, dann entsteht doch ein Raum und sei er noch so wenig tief. Bricht er jetzt noch die Fläche auf, wird der Raum noch tiefer - diese Wirkung kann er durch Schlagschatten sogar noch verstärken.
Diese Erkenntnis lässt ihn nicht mehr los. Seine Werke zeigen eine vorher kaum gesehene Tiefe und ziehen den Blick des Betrachters tief in die dargestellte Situation hinein.
So gesehen ist es geradezu eine Selbstverständlichkeit, dass er den Betrachter nicht durch sinngebende Werktitel in seinem individuellen Betrachtungserleben stört - seine Werke sind halt einfach nur phantasievolle, wenngleich streng formale, "Kompositionen" und so nennt er sie auch.
Mit den Jahren werden seine Werke zunehmend minimalistischer bei unverändert gleich gebliebenen Gestaltungsmitteln.
So vermittelt Günther Thiersch uns (Hin-)Einsichten und (Hin-) Durchblicke, in dem er diese bildnerischen Elemente mit konstruktivistischer Leidenschaft umwob.
Er konstruierte, was nicht funktionierte, und kombinierte, was nicht zusammen gehört. Nicht, dass er es nicht besser wusste oder gar konnte: Spielt uns nicht bisweilen der menschliche Genius mit seinen verschiedensten Erfindungen und sonderbarsten Instrumenten nicht gelegentlich einen Streich, bei dem wir uns nach der wahren Sinnhaftigkeit des Konstrukts fragen?
Die spielerischen, ja manchmal auch augenzwinkernd verschmitzten und spitzbübischen oder gar schadenfrohen Konstruktionen, Kombinationen und Kompositionen aus diesen kontrastierenden Gestaltungselementen verstand er als - wie man heute sagt - seine Mission.